Thespis Zentrum
Das soziotheatrale Zentrum des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters in Bautzen
"Wer einmal eine Probe im Thespis Zentrum Bautzen miterlebt und gesehen hat, wie hier Barrieren ab- und bestenfalls Verständnis füreinander aufgebaut wird, der wird sich wünschen, dass diese Institution dem Theater und der Stadt erhalten bleibt"
(Matthias Schmidt, Theaterkritiker MDR)
Gegründet 2018. 2022 bis 2024 von Georg Genoux geleitet.
Das Thespis befindet sich in einem kleinen eigenen Gebäude in der Nähe des Theaters in der Goschwitzstr. 30, 02625 Bautzen
Darin unternimmt es seit 2018 Theater- und soziale Arbeit mit Menschen. Der Dialog zwischen Bautzener Bürger*Innen und Geflüchteten steht dabei im Mittelpunkt bzw. die Fähigkeit, Menschen durch Theater zu einem Dialog zu bewegen, die sonst nie miteinander sprechen würden.
Das Thespis befindet sich in einem kleinen eigenen Gebäude in der Nähe des Theaters in der Goschwitzstr. 30, 02625 Bautzen
Darin unternimmt es seit 2018 Theater- und soziale Arbeit mit Menschen. Der Dialog zwischen Bautzener Bürger*Innen und Geflüchteten steht dabei im Mittelpunkt bzw. die Fähigkeit, Menschen durch Theater zu einem Dialog zu bewegen, die sonst nie miteinander sprechen würden.
Dafür wurde u. a. 2020 dem Thespis Zentrum der sächsische Integrationspreis verliehen und am 22. Januar 2025 dem ehemaligen Leiter des Thespis Zentrums Georg Genoux der Lessing-Förderpreis vom Freistaat Sachsen, u. a. für die transkulturelle Theaterarbeit am Thespis auf "hohem künstlerischen Niveau”.
Das Thespis Zentrum arbeitet mit (jungen) Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine, Russland und mit Einheimischen, unter denen auch Angehörige der sorbischen Minderheit in der Oberlausitz sind. Die Theaterarbeit geht aus von den sozialen Grundlagen des Zusammenlebens an einem fremden Ort: Sprache, Kommunikation und das Angebot, in einem sicheren, angstfreien Raum sich und seine Ängste und Wünsche zu artikulieren und mit anderen Fremden in Austausch zu kommen und Gemeinschaft im Spiel zu erfahren.
Das Thespis entwickelte seit 2018 über dreißig soziotheatrale Projekte, die öffentlich vorgestellt wurden, und organisiert das internationale Theaterfestival “Willkommen Anderswo”.
Das Thespis entwickelte seit 2018 über dreißig soziotheatrale Projekte, die öffentlich vorgestellt wurden, und organisiert das internationale Theaterfestival “Willkommen Anderswo”.
Neben dem Künstlerteam Georg Genoux und Anastasia Tarkhanova (U.a. Projekte Kinderszenen, Club der geheimen Sorben) entwickelten von 2022 bis 2024 internationale Künstler*innen, wie Miriam Tscholl (Projekt Mütter und Söhne), Yana Humenna (Ukraine), Liat Twain (Rumänien), Lisa Dawa (Syrien), Theaterkollktiv Replica (Bulgarien), Olga Bakukha (Ukraine) Theaterprojekte am Thespis.
Es gibt regelmäßige Workshops und integrative Kursangebote, die sich an alle Menschen in Bautzen richten.
Das Ziel des Thespis ist es, einen intensiven kulturellen und menschlichen Austausch aller Menschen und Kulturen in Bautzen zu ermöglichen.
Die Stadt Bautzen erscheint immer wieder in den Medien durch rassistische Übergriffe gegen Geflüchtete bzw. Anschläge auf Asylbewerberheime und vieles mehr. Gingen 2016 die Berichte von Straßenschlachten zwischen „Nazis” und „Geflüchteten” auf dem Bautzener Kornmarkt durch ganz Deutschland bzw. die Welt, brannte ja auch im selben Jahr unter dem Jubel einiger Menschen und Schaulustiger ein Asylbewerberheim in Bautzen. 2022 gab es wieder einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim und jeden Montag demonstriert eine beeindruckende Menge von Menschen mit weißen Kreuzen gegen die „Islamisierung” des Abendlandes bzw. des „deutschen Vaterlandes”. Dazu gesellen sich russische Flaggen und Plakate mit Aufschriften wie „Jugend ohne Migrationshintergrund”.
Es gibt regelmäßige Workshops und integrative Kursangebote, die sich an alle Menschen in Bautzen richten.
Das Ziel des Thespis ist es, einen intensiven kulturellen und menschlichen Austausch aller Menschen und Kulturen in Bautzen zu ermöglichen.
Die Stadt Bautzen erscheint immer wieder in den Medien durch rassistische Übergriffe gegen Geflüchtete bzw. Anschläge auf Asylbewerberheime und vieles mehr. Gingen 2016 die Berichte von Straßenschlachten zwischen „Nazis” und „Geflüchteten” auf dem Bautzener Kornmarkt durch ganz Deutschland bzw. die Welt, brannte ja auch im selben Jahr unter dem Jubel einiger Menschen und Schaulustiger ein Asylbewerberheim in Bautzen. 2022 gab es wieder einen Anschlag auf ein Asylbewerberheim und jeden Montag demonstriert eine beeindruckende Menge von Menschen mit weißen Kreuzen gegen die „Islamisierung” des Abendlandes bzw. des „deutschen Vaterlandes”. Dazu gesellen sich russische Flaggen und Plakate mit Aufschriften wie „Jugend ohne Migrationshintergrund”.
Dem gegenüber steht eine starke Bautzener Zivilgesellschaft, die täglich dafür „den Kopf” hinhält, dass Bautzen eine tolerante, menschliche Stadt bleibt, in der auch so viele Geflüchtete eine zweite Heimat, Freunde und neue Lebensperspektiven finden.
Sie trifft aber auf die Skepsis vieler Bautzener Bürger*Innen gegenüber Fremden, das Gefühl vieler Ostdeutscher von den Westdeutschen bei der Wende betrogen worden zu sein oder das Empfinden der Mehrzahl der nach 2015 nach Deutschland Geflohenen, dass sie nachdem die Ukrainer gekommen sind, jetzt nur noch Geflüchtete zweiter Klasse sind. In Bautzen gibt es Rentner*Innen, die ihr Leben lang geschuftet hatten und jetzt in Armut leben. Auf der anderen Seite gibt es junge „Startupper” Anfang 20, die ein luxuriöses Leben führen, was bei vielen besonders älteren Ostdeutschen das Gefühl erzeugt, dass ihre Lebensleistung nicht gewürdigt wird.
Radikale Kräfte versuchen, diese Konflikte zu nutzen, um Menschen zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen.
Sie trifft aber auf die Skepsis vieler Bautzener Bürger*Innen gegenüber Fremden, das Gefühl vieler Ostdeutscher von den Westdeutschen bei der Wende betrogen worden zu sein oder das Empfinden der Mehrzahl der nach 2015 nach Deutschland Geflohenen, dass sie nachdem die Ukrainer gekommen sind, jetzt nur noch Geflüchtete zweiter Klasse sind. In Bautzen gibt es Rentner*Innen, die ihr Leben lang geschuftet hatten und jetzt in Armut leben. Auf der anderen Seite gibt es junge „Startupper” Anfang 20, die ein luxuriöses Leben führen, was bei vielen besonders älteren Ostdeutschen das Gefühl erzeugt, dass ihre Lebensleistung nicht gewürdigt wird.
Radikale Kräfte versuchen, diese Konflikte zu nutzen, um Menschen zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen.
Eine zentrale Aufgabe des Thespis Zentrums ist es, durch das Theater einen Dialog zwischen diesen verschiedenen Menschengruppen zu schaffen, der sonst nicht möglich scheint.
Das Thespis wurde 2018 bis 2024 durch das Programm Integrative Maßnahmen des Freistaates Sachsen gefördet.
Ab 2025 hat es eine vierjährige Förderung im Rahmen des Programms “LOKAL” der Bundeskulturstiftung.
Presse über das Projekt:
"Georg Genoux (1976 in Hamburg geboren) wurde in Moskau zum Theaterregisseur ausgebildet, arbeitete vorwiegend in Osteuropa und gründete mit Nataliya Vorozhbyt in Kyjiw das Theatre of the Displaced People. Als Leiter des Thespis-Zentrums in Bautzen habe er ein transkulturelles Theater etabliert, in dem sich Menschen mit oder ohne Fluchterfahrungen angstfrei artikulieren könnten, mit anderen in Austausch kämen und Gemeinschaft im Spiel erfahren könnten, so das Kuratorium des Lessings-Preises. Mit (jungen) Menschen aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine oder Russland und mit Einheimischen, darunter auch Angehörigen der sorbischen Minderheit in der Oberlausitz, entwickle Genoux "Aufführungen von hohem künstlerischem Niveau". Insbesondere die aktuelle Thespis-Produktion "Kinderszenen" und das Festival "Willkommen anderswo – In einem Boot" werden vom Kuratorium hervorgehoben."
Lessing-Preise für u.a. Clemens Meyer und Georg Genoux – Nachtkritik 25.September 2024
Lessing-Preise für u.a. Clemens Meyer und Georg Genoux – Nachtkritik 25.September 2024
"Alle drei Mädchen schrieben Tagebuch oder Briefe wie Helga Goebbels an ihren Freund Heinrich. Das von Anne Frank wurde in ungezählte Sprachen übersetzt. Die fiktive Begegnung dieser drei Heranwachsenden an Orten der Angst gelingt nicht nur auf eine klagende, schmerzvolle Weise, sondern auch mit viel Humor und Einfühlungsvermögen in ihre prägende pubertäre Entwicklungsphase. Aus den Tagebüchern wird nur wenig zitiert. Dialoge dominieren....
...Die bewundernswerten jungen Darstellerinnen hätten während der Inszenierung die Analogien, ja die erschreckende Kontinuität des Verbrechens über 80 Jahre entdeckt, erzählt Albina, die sich selber spielt."
Neues Theaterstück zeigt, was Krieg mit Kindern macht – MDR 14.Dezember 2023. Michael Bartsch über die Inszenierung KINDERSZENEN, basierend auf den Tagebüchern und Briefen von Anne Frank, Helga Goebbels und Albina Bakukha (Ukraine)
...Die bewundernswerten jungen Darstellerinnen hätten während der Inszenierung die Analogien, ja die erschreckende Kontinuität des Verbrechens über 80 Jahre entdeckt, erzählt Albina, die sich selber spielt."
Neues Theaterstück zeigt, was Krieg mit Kindern macht – MDR 14.Dezember 2023. Michael Bartsch über die Inszenierung KINDERSZENEN, basierend auf den Tagebüchern und Briefen von Anne Frank, Helga Goebbels und Albina Bakukha (Ukraine)
"Dieses authentische Theater, die Selbstheilung durch Selbstentäußerung, hat Genoux als seinen persönlichen Weg gefunden. Selbstverständlich schätze er hohe Schauspielkunst und klassische Dramatik. Aber seiner erkannten spezifischen Leidenschaft im Genre müsse er folgen. „Mich bewegt 24 Stunden am Tag das Interesse, mit Menschen über ihr Leben zu sprechen und wie sie es meistern“, bekennt er. In der szenischen Umsetzung entdeckten sie etwas für ihr Leben – aber auch die Zuschauer finden meist eigene Anknüpfungspunkte. In „Wir schaffen das“ schwingt die Bewunderung mit für die Opfer des russischen Überfalls auf die Ukraine, die an ihrem Schicksal nicht zerbrochen seien. „Ich bin nicht mehr das Opfer meiner Geschichte, sondern ihr Held!“ – dieses Zitat eines an einem früheren Projekt beteiligten Schülers begleite jede seiner Konzeptionsproben."
Held seiner Biografie werden – taz 25. Juli 2022. Michael Bartsch über den Anfang von Georg Genoux als Leiter des Thespis Zentrums in Bautzden
Held seiner Biografie werden – taz 25. Juli 2022. Michael Bartsch über den Anfang von Georg Genoux als Leiter des Thespis Zentrums in Bautzden
Mehr Informationen über das Projekt: HIER