Momo

Theaterprojekt an der Schule Nr. 3 in Nikolajewka im Donetsker Gebiet im Osten der Ukraine.

 

 

«Ich denke, dass wir Momo wären.


Also die Einwohner von Nikolajewka.


In erster Linie wären das aber die Jugendlichen und die Kinder,


die sich vereinigen würden, um etwas für die Stadt zu tun». 



(Albina Bakukha, 12 Jahre alt. 8. Klasse Schule Nr.3)


Die Sprache und Bilder von Märchen haben eine heilende Wirkung. Deshalb sind sie wichtig für Jugendliche, die Gewalt erfahren haben. Die Schüler im Donbass in der Ukraine, mit denen wir seit 2014 arbeiten, haben Dinge gesehen und persönlich erlebt, die kein Mensch je vergessen und ganz verarbeiten wird. Aber die Freude in der Theaterarbeit, die wir mit ihnen seit dieser Zeit erleben, eröffnet ihnen neue Perspektiven und Vertrauen in die Welt.

Unsere  Schüler möchten die Welt interpretieren, versuchen ihre Ursprünge zu verstehen. So erlebten wir in vielen Gesprächen über Märchen in den letzten Jahren, dass Jugendliche aus dem Osten der Ukraine seelisch aufblühen, wenn sie ihre Lebenswelt in Märchen entdecken. Oft auch mit der brutalen Realität, die das Leben im Donbass bietet. Aber auch in der Schönheit und den Mythen der Märchen und des Donbass, die sich in ihrer Wahrnehmung oft überschneiden. Dort entdecken sie das eine in dem anderen. Märchen wurden zu einem der wichtigsten Bestandteile von Jugendkultur in den postsowjetischen Ländern. Es gibt kaum einen Menschen hier, für die zum Beispiel die Brüder Grimm nicht ein  wichtiger Teil seiner Kindheit war. Das ist sehr kostbar, wird aber in seiner Bedeutung im Kontakt unserer beiden Länder kaum beachtet. Umso spannender war es für die Schüler neue Märchen, neue Erzählungen kennenzulernen. 

Die Erzählung "Momo" des “deutschen Autoren” Michael Ende hatte plötzlich ganz viel mit der Lebensrealität der Schüler im Osten der Ukraine zu tun. Deshalb nehmen wir bei der Inszenierung von Momo Bezug auf ihre Lebensrealität im Donbass. Die Frage nach „den grauen Herren, die plötzlich erscheinen und den Erwachsenen und Kinder die Zeit rauben“ wurde von den Schülern vielseitig interpretiert. Genauso wie die Frage, wer in ihrer Realität Momo sein könnte. 

 Seit 2017 arbeiten der Regisseur Georg Genoux, die Bühnenbilderin Anastasia Tarkhanova, die Dramatikerin Anastasiia Kosodii, die Lehrerin Olga Bakukha und die Regiestudentin Viktoria Gorodinskaya mit Schülern der Schule Nr.3 an dem Buch “Momo” von Michael Ende. 

Im Dezember 2017, im Juni 2018 und im Juli 2019 fanden jeweils Vorstellungen der Arbeitsergebnisse statt. 

 Das Projekt wird vom Goethe Institut Ukraine gefördert.

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